Mittwoch, 4. April 2007
Nico & Felix in Asien
Nico und Felix grüßen aus Asien:

"Liebe Freunde,

Nur noch zwei Wochen, dann sind wir wieder zurueck in good old Germany – mit Wehmut und Freude. Wir hatten eine unvergessliche Zeit: Viele Stories und Fotos warten auf Euch in Berlin bzw. Koeln. Einen Vorgeschmack fuer die letzten Stationen unserer Reise erhaltet Ihr mit Fotos und zwei Reiseberichten aus Indonesien und Malaysia. Wir freuen uns schon jetzt, Euch bald wieder zu sehen.

Bis dahin, viele Gruesse aus Thailand!

Nico & Felix

Einfach den folgenden Link oeffnen und den Button "Media Center starten" klicken. Wir haben dieses Mal vergessen, die Bilder richtig zu drehen. Manche erscheinen also im Querformat: Viel Spass beim Kopfkreisen!

Bilder Indonesien: http://service.gmx.net/mc/2QXzVM5B0pVKAFuZscUye0RBmt1OhR

Indonesien. Schon bei der Ankunft auf dem Flughafen der indonesischen Insel Bali steigt dem Reisenden der Geruch von Rauecherstaebchen entgegen und er fuehlt sogleich, dass er in einer anderen Welt angekommen ist. Alles wirkt fein und grazil im Vergleich zu Australien, der letzten Station unserer Reise: Aufwaendig gestaltete Tempel praegen das Bild der Ortschaften, dekorative Blumen- und Reisgedecke -als taegliche Gottesgabe- zieren Wohnhaeuser, Autos und Fussgaengerwege. Der Hinduismus auf Bali ist fester Bestandteil des Lebens. Und so stossen wir auf eine spirituelle Welt, in der sich der Zeitpunkt der Reisernte nach den Vorhersagen der Goetter richten kann und in der sich das Verhalten der Menschen an “good spirits” und “bad spirits” orientiert. Eine Welt, die fuer westliche Menschen mitunter irrational oder rueckschrittlich wirken kann. Eine Welt, die gleichzeitig eine enorme Waerme und Herzlichkeit ausstrahlt. Mit einem Bevoelkerungsanteil von 95 Prozent sind Hindus die dominierende Bevoelkerungsgruppe Balis. Trotz dessen bietet die dicht besiedelte Insel eine grosse religioese Vielfalt: In einigen Gegenden laufen hinduistische und muslimische - mit Schleier gekleidete - Maedchen gemeinsam zur Schule, im Hintergrund ertoent ueber Lautsprecher das Gebet einer Moschee. An anderen Orten wiederum sind buddhistische Tempel zu bestaunen, die unweit von hinduistischen Tempeln stehen. Unterschiedliche religioese Braeuche werden hier erstaunlich offen – wenn auch manchmal mit Skepsis gegenueber “den Anderen” - ausgelebt.

Durch die engen Gassen der Staedte und vorbei an Reisterassen knattern unaufhoerlich Mopeds. Der Motorroller ist neben dem Bemo – ein veralteter Kleinbus als oeffentliches Verkehrsmittel - das Fortbewegungsmittel Nummer eins auf Bali. Immer mit einem Daumen an der Hupe und oftmals reichlich bepackt bahnen sich die Balinesen ihren Weg durch den immer dichten Verkehr. Nicht selten zieht eine ganze vierkoepfige Familie auf einem einzigen Moped und in rasender Geschwindigkeit an uns vorbei. Das oeffentliche Leben spielt sich in Tempeln und entlang der Strasse ab: Vor Lebensmittel-, Ersatzteil- und Kunsthandwerkgeschaeften warten die Menschen auf Kunden und darauf, das etwas passiert. Seit den Bombenanschlaegen auf Bali von 2002 und 2005 kommen nur noch wenige Touristen auf die Insel, klagen die Menschen, deren Einkommen stark von den Reisenden aus Uebersee abhaengt. Und so werden die Besucher Balis fast verzweifelt und manchmal aufdringlich gebeten, irgendetwas und ueberall zu kaufen: Vom Strandtuch, balinesischem Schachspiel ueber gefaelschte Uhren ist alles dabei, was es zu verkaufen gibt und eigentlich niemand braucht.

Die Uhren auf Bali ticken langsamer als die in Europa, die Bewohner begegnen uns freundlich mit einem breitem Laecheln und nehmen sich stets Zeit fuer ein Gespraech. Immer wieder werden wir gefragt: “Where are you from?” oder “What’s your name?”, um eine Unterhaltung zu beginnen und Hoeflichkeit zu zeigen, aber auch um den Unterhalt der Familie durch ein “good business” zu sichern. In den kommenden Wochen geht die Reise weiter auf die indonesische Nachbarinsel Lombok und anschliessend nach Singapore und Malaysia.

Bilder Malaysia, Singapore: http://service.gmx.net/mc/16EtKq1O02tmh1aOxKity4CyriqTGU

Singapur, Malaysia. Nach einigen Tagen im Stadtstaat Singapur, die Finanzmetropole Suedostasiens mit ihren Einwanderen aus den umliegenden Laendern sowie den vielen Expatriates aus Europa, fahren wir weiter in das noerdlich anliegende Malaysia. Am Grenzuebergang wehen uns Wimpel entgegen, die das 50-jaehrige Bestehen Malaysias als unabhaengigen Staat feiern: “Malaysia truly Asia” lautet das verlockende Versprechen an Reisende. Die Vielfalt der ethnischen Gruppen des Landes gibt dem Tourismusmarketing Recht: Mit 50 Malayen, 38 Prozent Chinesen und 10 Prozent Indern scheint mancherorts ganz Asien zu einem einzigen Land zuammengewuerfelt zu sein. Hinzu kommt ein breites Spektrum kultureller und religioeser Unterschiede innerhalb der ethnischen Gruppen, bei denen es selbst nach mehrwoechiger Reise durch das Land schwer faellt, einen Ueberblick zu gewinnen. Viele Chinesen glauben an Buddha, andere sind Taoisten, Konfuzianer oder Christen. Inder teilen sich in Muslime und Hindus auf, Malayen wiederum zaehlen sich ueberwiegend zu den Muslimen. Diese und weitere Voelker- und Religionsgruppen leben friedfertig und in gegenseitiger Wertschaetzung zusammen Die China Towns und Little Indias – kleine Bezirke, die es fast in jeder Stadt gibt- , sind keine isolierten Rueckzugsgebiete, die Gruppen leben auch auch in anderen Stadtteilen gemeinsam zusammen. Freundschaften und Ehen werden ueber ethnische Gruppen hinweg geschlossen. Da die verschiedenen Einwander bereits seit Generationen zusammen aufwachsen und gemeinsam zur Schule gehen, kennen die Menschen, die wir unterwegs treffen, die kulturellen Besonderheiten ihrer Mitmenschen. ”Einheit in Vielfalt” wird hier wie kaum in einem anderen Land unserer Reise gelebt, wobei die meisten ihre Traditionen und ihre eigene Sprache beibehalten. Internationale Spielfilme werden mit drei Untertiteln gleichzeitig gesendet: Auf Malay, Englisch und Chinesisch.

Problemlos ist das Zusammenleben in Vielfalt nicht: Chinesen dominieren die Wirtschaft, die meisten Aerzte und Juristen sind Inder. Sie verfuegen ueber ein durchschnittlich hoeheres Einkommen als Malayen. Deswegen veranlasste die Regierung schon vor 50 Jahren die ”Bumiputra policy”, um fuer Malayen den Zugang zu hoeherer Bildung zu erleichtern und ihre Berufschancen zu verbessern. Heute sind 80 Prozent der staatlichen Universitaetplaetze Malayen vorbehalten, Spitzenpositionen im Regierungsapparat und staatlichen Betrieben werden ebenfalls ueberwiegend an Malayen vergeben. Positive Diskriminierung, die heftig dikutiert wird und manch einem Zuwanderer das Gefuehl vermittelt, ein Buerger zweiter Klasse zu sein.

Trotz religioeser Vielfalt, die dominierende Religion Malaysias ist der Islam. Moscheen durchziehen de Staedte des Landes, in denen sich die Glaeubigen fuenf Mal taeglich zum Gebet versammeln und ihre Arbeit ruhen lassen. Die Skyline der Hauptstadt Kuala Lumpur wirkt in einigen Vierteln wie die Verkoerperung des Religionsstaates: Bankenhochhaeuser und Kaufhaeuser der Millionenstadt sind mit islamischen Ornamenten geschmueckt. Die gesamte Grundkonstruktion der hoechsten Zwillingstuerme der Welt, den Petronas Towers, basiert auf islamischen Mustern. Der Islam praesentiert sich uns als eine offene Religion, die zum Dialog auffordert. In der Moschee laden uns Muslime dazu ein, kritische Fragen ueber die Rolle der Frau oder ueber Glaubensgrundsaetze zu stellen. Die Menschen, mit denen wir sprechen, vermitteln ein voellig anderes Bild als das in westlichen Medien gezeichnete. Reudam, eine Muslima die ehrenamtlich in einer Moschee arbeitet, versucht in Diskussionsrunden Vorurteile abzubauen: ”Durch gegenseitige Verstaendigung und Aufklaerung moechten wir den Menschen die Angst vor dem Islam nehmen.” "

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